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Die Marterl in und bei Kohlberg

Marterl sind Gedenkstätten in unterschiedlicher Form und Ausstattung. Überwiegend weisen sie auf Leid und tragische Menschenschicksale hin und fordern den Vorbeikommenden zu einem kurzen Moment der Besinnung auf. Waren früher häufig Unglücke wie Brand, Blitzschlag, Unfälle bei der Holzarbeit, etc. die Ursache, ein Marterl zu errichten, sind es heute überwiegend Verkehrsunfälle mit tödlichem Ausgang, die mit den Geschichten der neueren Marterl verknüpft sind. Der Kohlberger OWV hat sich besonders der Pflege der alten Materl verschrieben, wird aber auch in baldiger Zukunft ein neues Materl am „Fuchsberg“ errichten. Aber darüber bald mehr.

Hier einige Materl unserer Gegend und ihre rätselhaften Geschichten.


Das „Dreifaltigkeitsmarterl“

Wegbeschreibung:
Die alte Verbindungsstraße zwischen Kohlberg und Hirschau ca. 500m nach Kohlberg links hinauf zum „Schwammerl“ und zum „Gipfelkreuz“.

Beschreibung:
Der Heimatforscher Pater Raphael Riedel, (Augustinerkloster Weiden) vermutet entweder eine Grabstätte für einen Krieger aus dem 30jährigen Krieg oder ein Wegemarterl am alten Wallfahrerweg Fuchsmühl-Amberg.

Laut den Kirchenbüchern der evangelischen Kirchengemeinde wurde am 7. Januar 1651 der Tragonerhauptmann Hanß Peter Mohn „gen Hirschau“ begraben. So dass es sich bei diesem Marterl um dessen Grabstätte handeln könnte.

(Informationsquelle: OWV Vereinszeischrift Jahrgang 1969)


Das „Sechser-Marterl“

Wegbeschreibung:
Am Ehenfelder Waldweg über den Bürstling in Richtung Hummelmühle.

Beschreibung:
Dort soll im vorigen Jahrhundert ein Handwerksbursche, umgebracht und ausgeraubt worden sein. Die Beute betrug aber nur ein paar Sechser (Cent).

Eine weitere Möglichkeit für die Herkunft des Namens dieses Marterls ist, dass es von einem Mitlgied der Familie Sechser gestiftet wurde, die früher in Kohlberg lebte.

(Informationsquelle: OWV Vereinszeischrift Jahrgang 1969)


Das „Wildner-Marterl“

Wegbeschreibung:
Am höchsten Punkt der alten Verbindungsstraße von Kohlberg nach Hirschau, der sog. „Ospann“.

Beschreibung:
Diese Marterl, ließ zwischen 1870 und 1880 der Schumacher Johann Wildner (1820-1901) errichten zum Dank dafür, dass seine zweite Ehefrau Katharina, geb. Brey wieder gesund wurde. Er hatte, so erzählte Ludwig Wildner, ein Enkel des Stifters, „asghoißen“, d.h. ausgelobt, ein Kreuz zu setzen, wenn seine Frau gesund würde.

(Informationsquelle: Bürgermeister Karl Prößl)


Das „Kastner-Marterl“

Bildergalerie zur Kastner-Marterl-Einweihung »

Wegbeschreibung:
Am unteren Ende der Fuchsbergtreppe (Pfarrranger) in der Froschau.

Beschreibung:
Dort verünglückte, der aus Schlesien stammende Franz Kastner am 28. Juni 1953 beim Lindenblätterpflücken tödlich.

(Informationsquelle: Fam. Reiter)


Das „Keil-Marterl“

Wegbeschreibung:
Kommt man aus südlicher Richtung nach Kohlberg, fährt man ca. 300 Meter vor der Ortschaft am Wanderparkplatz vorbei. Hier steht das „Keil-Marterl“.

Beschreibung:
Um dieses gusseiserne Kruzifix, welches auf einem Steinsockel thront, wurden 3 Bäume gepflanzt, wodurch es auch als ein „Dreifaltigkeitsmarterl“ bezeichnet wird.

Dieses Marterl wurde in dieser Form von Ferdinand Steinsdörfer in den 1970er Jahren aufgestellt. Ein Urgroßvater seiner Ehefrau Stilla, namens Sebastian Böhm (geboren 1832), errichtete an dieser Stelle ursprünglich ein Holzkreuz. Aus welchem Grund ist leider nicht mehr überliefert. Das Anwesen welches Sebastian Böhm in Kohlberg bewohnte und das noch heute im Besitz seiner Nachkommen ist, trägt den Hausnamen „Keil“, der vom Nachnamen eines Vorbesitzers stammt.

(Informationsquelle: mit freundlicher Unterstützung von Bgm. a. D. Karl Prösl und Wolfgang Berger


Das „Kaspern-Marterl“

Wegbeschreibung:
Das Marterl steht auf dem Weg zwischen Kohlberg und Hannersgrün, auf dem so genannten „Bagl“ (von „kleiner Berg“ ), einem kurzen steilen Geländeanstieg. Bevor die Teerstraße angelegt wurde, verlief der Weg etwas höher als heute. Daher ist das Marterl nun einige Meter vom Weg entfernt.

Beschreibung:
Eine gusseiserne Tafel auf der Steinsäule berichtet uns, dass dieses Marterl von Christoph Geilersdörfer (Galersdörfer) im Jahre 1876 errichtet wurde. Auf der Tafel hatte sich früher noch ein Kreuz befunden, dass in den 50er Jahren von Schulkindern als Zielscheibe verwendet und, durch Steinwürfe, abgebrochen wurde. Seither ist es nicht mehr zu finden. Auf den beiden oberen Ecken der Tafel sind zwei Figuren zu sehen, wobei der linken der Kopf ebenfalls abgeschlagen wurde.

Die Familie Geilersdörfer lebte früher in der Schlachtlohe, einer Einöde in der weiteren Umgebung von Hannersgrün. Später wurde dort eine Abdeckerei betrieben. Zur Zeit des Unglücks verdienten sie sich ihren Lebensunterhalt noch als Hirten in Weißenbrunn.

Christoph Geilersdörfer wurde angeblich beauftragt, mit seinem Sohn Kaspar, einen Gemeindestier nach Kohlberg zum Decken zu treiben. Um Inzucht zu vermeiden, war der Austausch der Stiere für diesen Zweck durchaus üblich. Man sprach vom „Bummeltreiben“.

Einer der beiden Geilersdörfer wurde von dem anscheinend widerspenstigen Tier, an besagter Stelle, so schwer verletzt, dass er noch am „Bagl“ verstarb.
Der Name „Kaspern-Marterl“ ist auf den gleichnamigen Hausnamen „Kaspern“ zurückzuführen. Der Vorname Kaspar kam in der Familie Geilersdörfer öfters vor.

Nachkommen der Familie Geilersdörfer erzählten, dass das Marterl nicht von Christop G. errichtet wurde, sondern dass er selbst der Getötete war. Dies sollte nach Möglichkeit noch überprüft und belegt werden. Es könnte auch möglich sein, dass es sich bei der verunglückten Person um die Ende Mai 1876 verstorbene Elisabetha Geilersdörfer gehandelt hat.

(Informationsquelle: mit freundlicher Unterstützung von Bgm. a. D. Karl Prösl und Wolfgang Berger ( Photograph: Walter Fischer Heimatkunde- und Kulturwart )


Das „Braun-Marterl“

Wegbeschreibung:
Ca. 2 km im Wald des Ortsteil Schlemm in Richtung Weiherhammer auf der Höhe des Flurstückes „Spannerschlag “ rechts neben dem Hauptweg nach Weiherhammer.

Beschreibung:
Als man 1876 begann im Kohlberger Ortsteil Schlemm Kaolin im Tagebau zu fördern, baute man die so genannte „Rollbahn“. Diese bestand aus kleinen Loren welche auf einer Gleisstrecke durch natürliches Gefälle, ohne Antrieb, bis nach Beckendorf (früherer Name von Weiherhammer) rollten, wo sie dann wieder entladen wurden. Um die Geschwindigkeit der Bahn nicht zu hoch werden zu lassen, musste ein „Bremser“ mitfahren, der die Geschwindigkeit mittels eines Bremshebels drosseln konnte.

Am 7. Februar 1899 übernahm der 23jährige Beckendorfer Karl Braun diese Aufgabe und fuhr mit der Rollbahn los. Im Flurstück „Spannerschlag“ entgleisten um „vier einviertel Uhr“ die Loren in einer Linkskurve, und stürzten einen Abhang hinunter. Karl Braun wurde von einer auf ihn gefallenen Lore tödlich verletzt. Das Unglück soll durch einen umgestürzten und auf den Gleisen liegenden Baum verursacht worden sein.

Die Rollbahn existiert heute nicht mehr. Der Verlauf der alten Gleisstrecke ist aber noch zu erkennen, und wird gelegentlich durch Wanderer genutzt. Der Steinquader mit dem Namen des Verunglückten und dessen Todesdatums steht auf einem Sockel. Auf dem Quader ist eine rautenförmige Holztafel angebracht, auf der eine silberne, gekreuzigte Jesusfigur angebracht worden ist. Früher war der Gekreuzigte an einem einfachen Eisenkreuz befestigt.

(Informationsquelle: mit freundlicher Unterstützung von Bgm. a. D. Karl Prösl, Wolfgang Berger und Walter Fischer Heimatkunde- und Kulturwart


Das „Mühl-Marterl“

Wegbeschreibung:
Auf der Wegstrecke zwischen Röthenbach und Weiherhammer in Höhe Rablmühlweiher ca. 10m von der Straße am Weg zum Gedenkstein.

Beschreibung:
Auch „Kederer-Marterl“. Die quadratische und gut einen Meter hohe Sandsteinsäule enthält einen Bildstock mit Holzkreuz; oben steht ein eisernes Kruzifix mit drei Querbalken. Es ist die Jahreszahl 1851 und die Initialen I. S. eingemeißelt.

Der Bildstock soll vom Mühlenpächter der nur 80 m entfernt gelegenen Rablmühle, zum Dank für eine wiedergenesene Tochter gestiftet worden sein. Ob dies die Familie Kederer war, ist ungewiss, denn diese kamen erst 1881 auf die Rablmühle.

Die Rablmühle befand sich neben der heutigen Straße von Röthenbach nach Weiherhammer. Sie wurde 1975 abgerissen.

(Informationsquelle: mit freundlicher Unterstützung von Bgm. a. D. Karl Prösl, Wolfgang Berger und Walter Fischer Heimatkunde- und Kulturwart


Das „Auerbach Marterl“

Wegbeschreibung:
Flurbereinigungsweg in Richtung Kindlas (Janner Weiher), rechts versteckt in einem Hohlweg ca. 100m von der Strasse enternt.

Beschreibung:
Georg Auerbacher, aus dem damaligen Kohlberger Anwesen Nr. 22, wurde in der „Pitscherlohe“, einem Flurstück westlich von Kohlberg, am 26.07.1894 von einem Blitz tödlich getroffen. Der Sohn von Georg Auerbacher sen. und dessen Ehefrau Margareta geb. Reil hatte erst am 2. Juli seinen 18. Geburtstag gefeiert.

An der Stelle, an der er aufgefunden wurde, hat man ein Marterl aus Sandstein errichtet, in der eine Granittafel mit folgender Inschrift eingelassen wurde:

An dieser Stelle
wurde am 26. Juli 1894
Georg Auerbacher
im Alter v. 18 Jahren v.
einem jähen Tode ereilt.

Darunter wurden 3 Kreuze eingraviert. Auf dem Marterl befindet sich ein Kruzifix.

Der Platz des Marterls ist nicht allzu leicht zu finden, da er nicht an einem Weg liegt, sondern in einem mit Bäumen bewachsenen Graben.

Von der oben beschrieben Todesursache abweichend, wurde auch berichtet, dass Georg Auerbacher angeblich eine Hitzschlag erlitt, weil er die schwere Feldarbeit nicht gewöhnt war. Vielleicht ist die richtige Version noch zu erforschen.

(Informationsquelle: mit freundlicher Unterstützung von Bgm. a. D. Karl Prösl, Wolfgang Berger und Walter Fischer Heimatkunde- und Kulturwart


Das „Holzhauerkreuz“

Wegbeschreibung:
Der Standort der Gedenkstätte befindet sich an der Weggabelung am Sulzweiher zwischen Schlemm und Röthenbach. Es wurde von Kollegen der im 2. Weltkrieg gefallenen Waldarbeitern errichtet.

Beschreibung:
Das früher hier aufgestellte, kleinere und einfache Holzkreuz wurde gegen das Jetzige ersetzt.< /br> Der Granitfindling enthält die Aufschrift: „Zum Gedenken an die gefallenen Waldarbeiter“.

(Informationsquelle: mit freundlicher Unterstützung von Bgm. a. D. Karl Prösl, Wolfgang Berger und Walter Fischer Heimatkunde- und Kulturwart


Das „Zink´n Marterl“

Wegbeschreibung:
An der „Hohen Straße“, einer historischen Altstraße die vom Kohlbühl nach Artesgrün führt, steht - bevor der Weg wieder aus dem Wald - herausführt, das „Zink´n-Marterl“.

Beschreibung:

Die quadratische Steinsäule auf deren Spitze ein Kruzifix steht, ist mit einem Kelch verziert. Unterhalb sind die Initialen G. H. und die Jahreszahl 1864 zu erkennen.

Den Hausnamen „Zink´n“ führt die Familie Heindl in Artesgrün. Der Ökonom (Landwirt) Georg Heindl (geboren 1798) war hier 1864 mit einem Stier unterwegs, der „durchging“ und ihn erdrückte.

Heute glauben viele Einwohner der Umgebung, dass dieses Marterl wegen des gewaltsamen Todes des Joseph Heindl errichtet wurde, welcher ein Enkel des besagten Georg Heindl war. Dieses Geschehnis fand aber an anderer Stelle und erst im Jahre 1904 statt, und hat mit dem Marterl nichts zu tun, welches vom Sohn und Hoferben des Verunglückten namens Johann Conrad Heindl errichtet wurde. Dieser war dann übrigens der Vater des Joseph Heindl.

(Informationsquelle: mit freundlicher Unterstützung von Bgm. a. D. Karl Prösl, Wolfgang Berger und Walter Fischer Heimatkunde- und Kulturwart)


Das „Veit Marterl“

Am 7. März 1995 wurde der Artesgrüner Karl Weidner (Hausname: „Veit“) auf dem Heimweg, brutal mit einem Hammer, auf halben Weg zwischen Kohlberg und Artesgrün erschlagen. Er hatte eine verhältnismäßig geringe Menge Bargeld bei sich, welches ihm geraubt wurde. Die Täter waren zwei Kohlberger Jugendliche, welche durch einen Hinweis aus der Bevölkerung gefasst, und zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt wurden.

Da der 70jährige Karl Weidner ein Weltkriegsveteran und eines der ältesten Mitglieder der Krieger- und Reservistenkameradschaft Kohlberg war, stellten seine Vereinskameraden diesen Gedenkstein für ihn auf.

Der halbrunde Stein mit Kreuz beinhaltet eine Granittafel auf welcher ein Ausschnitt aus dem 23. Psalm zu lesen ist:

Und ob ich schon
wanderte
im finsteren Tal,
fürchte ich
kein Unglück,
denn du bist
bei mir.
Zum Gedenken an
Karl Weidner
* 29.11.1924 + 7.3.1995

(Informationsquelle: mit freundlicher Unterstützung von Bgm. a. D. Karl Prösl, Wolfgang Berger und Walter Fischer Heimatkunde- und Kulturwart)


Weitere Informationen über Marterl:

Das Schicksal der Flurdenkmale im Laufe der Geschichte »
Flurdenkmale als Geschichtsquellen »
Flurdenkmale als Zeugnis bäuerlicher Frömmigkeit »
Flurdenkmale in Wandel der Zeit »
Vom Marterl bis zum Gipfelkreuz »