Flurdenkmale als Geschichtsquellen
Flurdenkmale werden allgemein als Zeichen ländlich-frommer Gesittung angesehen, jedenfalls als Zeugnisse ausschließlich bäuerlicher Kultur. Diese Ansicht ist nur zum Teil zutreffend. Aus den vorhandenen Beständen, vorwiegend des fränkischen Bereiches, lassen sich für das 17. und 18. Jahrhundert alle Bevölkerungsschichten nachweisen, Adel, Klerus, der Bürger - und Bauernstand. Freilich war der Stiftungsanlass und die Stifterschicht für die Materialwahl ausschlaggebend, weshalb sich weit mehr Belege für die besitzende Klasse erhalten haben als etwa für den Bauern - und Handwerkerstand, der meist nur Holzbildstöcke errichten ließ.
Gelegentlich erweisen sich die Inschriften auf Flurdenkmalen als „wertvolle sprachliche Zeugnisse“, sie vermitteln mundartliche Färbungen von Orts- und Eigennamen, von Berufsbezeichnungen und Gegenständen. Aber nicht nur das persönliche Schicksal spricht häufig aus diesen Inschriften, auch geschichtliche Begebenheiten, wie kriegerische Ereignisse und Naturkatastrophen spiegeln sich darin, vermitteln oftmals den einzigen Beleg dafür. Die im Detail oft äußerst exakt gezeichneten Begebenheiten stellen uns Bauernhausformen, Trachten und Gerätschaften aller Art vor und vermitteln somit ein Bild der bäuerlichen Kulturlandschaft. Malereien, Schnitzwerke und Bildhauerarbeiten an Flurdenkmalen sind mitunter Zeugnis beachtlicher künstlerischer Begabung, im Stil von derber Naivität bis hin zu bestürzender Ausdruckskraft und meisterhafter Routine.
Bäuerliche Flurdenkmale erzählen niemals das Märchen einer heilen Welt oder guten alten Zeit, sie sind der Spiegel harter Alltagsrealität