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Fledermausschutz wird in Kohlberg ganz groß geschrieben

verantwortlicher Wart: Bernd Bauer
Telefon: siehe Telefonbuch

Unter der Leitung des erfahrenen Fledermausfreundes Bernd Bauer arbeitet der Vogelwart Mathias Zielbauer am Fledermausschutz. Nicht nur die jährliche Nistkastenreinigung, Dokumentation, Pflege sowie Öffentlichkeitsarbeit stehen auf dem Programm. Dank unseren engagierten Fledermausfreunden, in Zusammenarbeit mit Spezialisten, kümmern wir uns ganz besonders um die kleinen Säugetiere.

Heimliche und unbekannte Wesen

Fledermäuse sind die einzigen flugfähigen Säugetiere der Erde. Von den ca. 800 bekannten Arten, kommen 30 in Europa vor. In Bayern wurden bisher 24 Arten nachgewiesen. Fledermäuse leben in Gruppen zusammen, die man „Kolonien“ nennt. Alle heimischen Fledermäuse ernähren sich von Insekten. Pro Nacht vertilgt eine Fledermaus davon eine Menge, die ca. 20 % - 30 % ihres Körpergewichts entspricht. Viele Fledermausarten sind standorttreu, es gibt aber auch Arten bei denen die Sommer- und Winterlebensräume mehrere hundert bis tausend Kilometer voneinander getrennt liegen. Solche wandernden Arten fliegen auf ihrem Zug auch über die Oberpfalz.

Fledermäuse sind nachtaktiv - „sie sehen mit den Ohren“. Beutelokalisation und Orientierung in der Dunkelheit erfolgen durch Echoortung. Dazu stoßen sie in kurzen Abständen hochfrequente laute Rufe (15 - 100 kHz, über 100 dB laut) über Mund oder Nase aus und erlangen über die reflektierten Echos ein „Hörbild“. Allerdings nur von ihrer nächsten Umgebung! Auf unsere Vorstellung übertragen bedeutet dies, dass die Fledermäuse quasi immer „im Nebel“ fliegen. Die Tiere müssen sich ihre oft mehrere Quadratkilometer großen Jagdlebensräume regelrecht „erfliegen“ und über ein ausgezeichnetes Ortsgedächtnis verfügen, um weiter entfernte Jagdgebiete zielgenau anzufliegen. Sie benutzen dazu häufig „Flugstraßen“, die längs von Hecken, Waldrändern, Wegen und anderen für die Echoortung nutzbaren „akustischen Leitlinien“ entlang führen.

Geschützt und dennoch gefährdet (§ 20 BNatSchG)

Der Schutz der Fledermäuse ist in der Bundesartenschutzverordnung und dem Bundesnaturschutzgesetz festgelegt. Es ist es verboten, Fledermäuse zu fangen, sie zu verletzen oder zu töten oder ihre Wohnstätten zu zerstören. Eine Störung der Tiere ist ebenfalls untersagt. Auch im Rahmen der „ordnungsgemäßen Bodennutzung“ (Landwirtschaftsklausel) ist eine beabsichtigte Beeinträchtigung der Fledermäuse strafbar.

Innerhalb der letzten Jahrzehnte sind die Bestände aller heimischer Fledermausarten drastisch zurückgegangen, manche Arten sind vom Aussterben bedroht. Die Ursache dieser rückläufigen Bestandsentwicklung liegt in der anhaltenden Zerstörung und Einengung ihres Lebensraums.

Das Fledermausjahr

In Anpassung an das ungenügende Insektenangebot im Winterhalbjahr halten einheimische Fledermäuse zwischen Oktober und März Winterschlaf. Hierzu ziehen sie sich in unterirdische Quartiere mit hoher Luftfeuchtigkeit zurück. Manchen Arten dienen auch Hohlräume in dickstämmigen Bäumen als Winterquartier.

Nach dem endgültigen Verlassen der Winterquartiere im Frühjahr ziehen die Tiere in ihre Sommerlebensräume, die je nach Art unterschiedlich weit von den Überwinterungsquartieren entfernt sein können. In der Zugzeit legen wandernde Arten über 1 000 km in kurzer Zeit zurück. Auf ihrer Wanderung nutzen sie Zwischenquartiere.

Die Weibchen sammeln sich im Mai in sogenannten Wochenstuben, um im Juni ihre Jungen zu gebären und gemeinsam aufzuziehen. Die meisten Arten gebären nur ein Jungtier pro Jahr. Bei „Waldfledermäusen“ finden sich selten mehr als 20 bis 30 Tiere in einer als Wochenstube genutzten Baumhöhle, dafür verteilt sich die ortsansässige Weibchenpopulation auf mehrere Baumquartiere. Die Männchen leben während des Sommers als Einzelgänger oder in Männchenkolonien. Diese sind mehr oder weniger weit von den Weibchenquartieren entfernt.

Während der Jungenaufzuchtsphase sind Fledermäuse besonders auf ein ausreichendes Nahrungsangebot in Quartiernähe angewiesen. Insektenknappheit bei kühler Witterung führt regelmäßig zu teilweise großen Jungtierverlusten in dieser kritischen Phase. Geringe Geburtenrate und hohe Sterblichkeit im ersten Lebensjahr erschweren die Erholung von Bestandseinbußen.

Nach dem Selbstständigwerden der Jungtiere im August lösen sich die Wochenstuben auf. Weibchen und Männchen suchen Paarungs- und Balzquartiere auf. Bei manchen Arten sind dies Baumhöhlen, andere Arten treffen sich zur Paarung an bestimmten unterirdischen Winterquartieren. Häufig sind dies an markanten Geländepunkten gelegene Keller oder Höhlen, an denen im September nachts zahlreiche Fledermäuse „schwärmen“. Diese Schwarmquartiere sind wesentliche Eckpfeiler der sozialen Kommunikation und des Fortpflanzungssystems.

Erst nach der Paarungszeit - und damit meist auch in der Nähe der späteren Überwinterungsquartiere, legen sich die Fledermäuse im Spätherbst die Fettreserven zu, die es ihnen gestatten, die nahrungsarme kalte Jahreszeit zu überleben.

Was sind „Waldfledermäuse“?


Kleinabendsegler

Ausbreitung auf den menschlichen Siedlungsraum. Von den 24 in Bayern vorkommenden Fledermausarten leben heute vorzugsweise 14 Arten im Siedlungsbereich und 9 Arten im Wald. Einige Arten sind sowohl „Gebäudefledermäuse“, als auch „Waldfledermäuse“ hinsichtlich der Wahl ihrer Quartiere. Ihre enge Bindung zum Lebensraum Wald haben die meisten Fledermausarten jedoch nicht verloren und benötigen ihn als Nahrungshabitat, Quartiergebiet, Rastgebiet auf dem Zug oder zur Überwinterung. Fledermäuse, die bevorzugt (aber eben nicht immer) im Wald angetroffen werden, sind z. B. „Kleinabendsegler“ und „Abendsegler“, „Fransenfledermaus“, „Braunes Langohr“, „Wasserfledermaus“ oder die „Rauhautfledermaus“. Eine Art, die fast ausschließlich im Wald jagt, aber ihr Quartier in den Dachböden großer Gebäude hat, ist das „Mausohr“. „Bartfledermäuse“ sind in Bayern meist Gebäudebewohner, werden aber im Herbst regelmäßig im Wald in Nistkästen angetroffen.

Nicht nur das Gedankengut von J. M. Bechstein lebt in Bayern weiter!


Bechsteinfledermaus

Übrigens:

Der „Bechstein'sche Geist“ kann auch heute noch im Oberpfälzer Wald angetroffen werden. Nach dem Fledermausforscher J. M. Bechstein wurde im Jahre 1812 die „Bechsteinfledermaus“ (Myotis bechsteini) benannt. Sie ist eine „echte Waldfledermausart“ und hat ihre Wochenstubenquartiere in Baumhöhlen oder Nistkästen in alten Laubwaldbeständen.


Weitere Informationen über Fledermäuse:

Das Jahr der Fledermäuse in der Übersicht »
Die Fledermaus-Anatomie »
Fledermausschutz in Kohlberg von 1998 - heute »
Baupläne für Fledermauskästen im PDF-Format »
Erste Hilfe für Fledermäuse »
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