Pfeilschnelle Jäger zischen durch die Luft
Text: Johann Müller
In Kohlberg gibt es die größte Kolonie von Mauerseglern im Landkreis. OWV Artenschutzwart Bernd Bauer betreut 18 Nistkästen unter seinem Hausdach.
Da kommt gerade Futter für die Jungen der Mauersegler. 18 Brutkästen an Bernd Bauers Hauswand waren heuer belegt. Auch die Fledermäuse fühlen sich in den beiden Sommerquartierkästen wohl
Auf den ersten Blick kann man sie für größere Schwalben halten, wenn sie in Scharen mit schrillem Kreischen in der Kohlberger Südhangsiedlung durch die Luft flitzen. Doch es sind Mauersegler und damit Zugvögel, die erst ab Ende April tief aus Südafrika zu uns kommen und bereits Mitte August als erste wieder wegfliegen. Bernd Bauer, der OWVArtenschützer ist schon seit Jahren von diesen Flugakrobaten fasziniert.
Bereits 2005 hat er erste Mauersegler-Nistkästen unter seinem Dachüberstand an die Hauswand geschraubt. Mit wenig Erfolg, denn meist belegten die eher brütenden Sperlinge den Platz und Mauersegler hatten das Nachsehen. Inzwischen trickst Bauer die Spatzen aus und verschließt die Fluglöcher bis Ende April. Seit 2012 hat er nun dort Mauersegler als Brutpaare. Die luftige Häuserzeile zählt inzwischen 18 Nisthilfen. 18 davon waren heuer belegt. Bauer versucht die Anzahl der Untermieter im Flug zu zählen, was bei deren rasantem Tempo fast unmöglich ist. „Über dreissig Stück sind es bestimmt“, informiert er. Damit ist die Kohlberger Mauersegler-Population die größte im Landkreis, wie ihm Evelyn Babl von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt bestätigt.
Das grobe Nest der Mauersegler aus Stroh, Gras und Federn findet sich oft hoch oben unter Dachtraufen, in Mauerlöchern und Felsspalten. Das Weibchen legt ab Ende Mai meist zwei Eier, die von beiden Elterntieren bebrütet werden. Gefüttert werden die Nestlinge mit Mücken, Spinnen und Insekten. Täglich etwa 50 Gramm. Klingt nicht viel, aber wiegen sie doch mal eine Mücke! Die Jungen sind nach etwa vierzig Tagen flügge. Sobald sie das Nest verlassen, ist der Luftraum ihr Zuhause, sie kehren nicht wieder in die Kinderstube zurück. Auf dem Boden landen die Vögel auch so gut wie nie.
Ihr Kennzeichen: Braunschwarzes Federkleid bei beiden Geschlechtern, sichelförmige Flügel und kurzer, gegabelter Schwanz. Mit Geschwindigkeiten zwischen 5 und 60 Metern pro Sekunde sind sie unterwegs. Geschätzte 190tausend Kilometer legen sie so im Jahr zurück. Futtern, Trinken, Paarung, alles geschieht fliegend. Sogar Schlafen, denn bei ihren Segeltouren nachts in großer Höhe ist nur eine Gehirnhälfte wach, die andere döst. Auf etwa sieben Jahre wird ihre Lebenserwartung im Schnitt geschätzt.
Foto: Johann Müller