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Lerchenfenster als Landebahn

Autor: Johann Müller
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Welcher Naturliebhaber freut sich nicht, wenn er am blauen Himmel das Trillern einer Feldlerche hört? Oft sieht man den kleinen Vogel kaum, der da mitten über einem Acker bis zu achtzig Meter hoch in der Luft eifrig singt. Aber in den letzten Jahren ist es in den Fluren stiller geworden.

Auf dem Weg vom Charaktervogel zum Sorgenkind sieht eine Broschüre des Landesbundes für Vogelschutz bereits die Feldlerche. Ihr Bestand ist in den letzten Jahren etwa um die Hälfte geschrumpft. Einer der Gründe dabei ist, dass sie im dichten Wintergetreide nicht genügend Brutplätze findet. Seit 2007 wird sie deshalb auf der roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten geführt. Was ist zu tun? Zu ihrer Rettung wurden von Landwirten und Vogelschützern vor einigen Jahren sogenannte Lerchenfenster entwickelt. Es handelt sich dabei um nicht angebaute Bereiche mitten in Getreideäckern. Diese ökologischen Inseln brauchen die Vögel für An- und Abflüge zum Nest.

Zwei „Fenster“ mit etwa drei mal sieben Meter Fläche pro Hektar als Start- und Landeplatz sind ausreichend, um den Bruterfolg deutlich zu erhöhen. Genügend Abstand zu Fahrgassen, Feldrändern und Gebäuden ist dabei wichtig, um Füchse, Krähen und Greifvögel fernzuhalten. Die in den Fenstern aufkeimenden Wildkräuter bieten zudem Futter- und Versteckmöglichkeiten für Feldhasen, Rebhühner und andere Kleintiere. Für die Landwirte ist der Ernteausfall mit wenigen Euro pro Hektar niedrig, der Arbeitsaufwand für einen „vogelfreundlichen Acker“ gering. Die Lerchen brüten im angrenzenden Getreidebereich in unscheinbaren napfförmigen Erdnestern. Der „Charaktervogel der offenen Kulturlandschaft“, wie ihn Adolf Küblböck bezeichnet, zieht pro Jahr zwei bis drei Bruten mit jeweils bis zu vier Jungvögeln auf.

Auf Initiative von OWV-Vogelwart Bernd Bauer wurde mit mehreren Landwirten in Kohlberg und auf den Gründörfern abgesprochen, solche Lerchenfenster anzulegen. Adolf Küblböck vom LBV-Zweigverein Weiherhammer, die Landwirte Ernst Lehner, Helmut Prechtl, Hans Häring, Wilfried Teicher, Gerhard List und Hans Kreiner, die OWV-Vogelwarte Bernd Bauer und Günter Kamenik und LBV-Mitglied Manfred Häring trafen sich nun in Hannersgrün um ihre Erfahrungen auszutauschen.

Bauer lobte: „Das Wichtigste für unsere Natur sind die Landwirte. Wie würde es hier aussehen, wenn es sie nicht gäbe!“ Als er „mit etlichen Befürchtungen“, im letzten Herbst anfing, die Feldbesitzer für die Idee der Lerchenfenster zu gewinnen, erlebte er freudige Überraschungen. „Jeder angesprochene Landwirt sagte sofort zu, dass er mitmacht“. „Da hebe ich halt die Sämaschine mal für ein paar Meter hoch, das passt schon“ erwiderten sie auf seine Bitte. Stolze sechzehn Lerchenfenster wurden so auf Anhieb geschaffen. Nächstes Jahr sollen es noch mehr werden, weitere Landbesitzer haben dem Vogelwart zugesichert, offene Bereiche in den Wintersaaten zu schaffen.

Bauers Initiative ist im Landkreis Neustadt einmalig. Lediglich im Bereich Schwandorf läuft eine ähnliche Aktion. Sie ist über mehrere Jahre wichtig, um den Bestand an Feldlerchen zu stabilisieren. Küblböck: „Der Weg zu Artenvielfalt und Naturerhalt geht nur gemeinsam mit den Bauern. Sie sind es, die neben ihrer Arbeit auch die Freude an der Natur in die Zukunft tragen“. „Wir Landwirte sind bereit, unseren Beitrag dafür zu leisten“ bestätigte Ernst Lehner.



Nur geübte Augen erkennen in dem dunkleren Bereich in der Bildmitte ein Feldlerchenfenster.


Adolf Küblböck vom LBV-Zweigverein Weiherhammer (links außen) dankte Bernd Bauer vom OWV Kohlberg, Hans Häring, Manfred Häring, Günter Kamenik, Ernst Lehner, Helmut Prechtl und Wilfried Teicher (von links) für ihre Teilnahme an der Lerchenfenster-Aktion.


Photograph: Johann Müller