Sieben Eier im Nest
Autor: Johann Müller
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Nein, das ist kein verspäteter Beitrag zum Osterfest! Was da so schön braun und hell marmoriert im Nest liegt, das sind Turmfalkeneier. In einem Kasten hoch oben in der katholischen Herz-Jesu-Kirche brüten die bei uns recht seltenen Vögel. Meist huscht nur einer von ihnen schnell um die Turmspitze. Gelegentlich hört man unten sein schrilles: „Hiiäää“. Und das ist dann schon alles, was man als unbedarfter Spaziergänger wahrnimmt.
„Turmherr“ Pfarrer Andreas Schlagenhaufer, ein engagierter Naturfreund, hat vor fünf Jahren sofort zugestimmt, als die OWV-Vogelwarte zu ihm kamen. Sie wollten für ihr Falkenprojekt in einer der ovalen Öffnungen neben dem Zifferblatt eine künstliche Nisthilfe schaffen. Seitdem sorgen sich Falkenbetreuer Mathias Zielbauer und Schlagenhaufer um die Tiere. Korrekt wird notiert, wann sie im Frühjahr kommen, ob Eier im Nest liegen und wie viele Jungtiere abfliegen. „Sieben Eier dieses Jahr, das ist ein Rekord, das hatten wir noch nie“ schwärmt der Vogelfreund. Klar, dass auch von Pfarrer Schlagenhaufer peinlich genau darauf geachtet wird, dass niemand die Ruhe im Turm stört. An den lauten Schlag der Kirchenglocken haben sich die Vögel natürlich längst gewöhnt, nur neugierige Menschen - die mögen sie gar nicht. Eigentlich logisch: möchten Sie vielleicht, dass irgendwelche Fremden öfter in Ihr Schlafzimmer glotzen?
Zielbauer hofft, dass aus allen Eiern Jungtiere schlüpfen und diese dann auch ausfliegen. Genügend Mäuse als Nahrung scheint es auf jeden Fall zu geben. Dass Turmfalken auch viele Singvögel töten, gehört für ihn ins Reich der Märchen, auch wenn missgünstige Leute dies berichten. Ein bisschen neugierig sind Schlagenhaufer und er aber schon auch. Selten, sehr selten riskieren sie einen Blick hinter den Vorhang durch die Glasscheibe ins Nest. Vielleicht geht in den nächsten Jahren noch ein langgehegter Wunsch der Falkenliebhaber in Erfüllung: eine Webkamera direkt neben dem Brutkasten würde die Tiere nicht stören, aber dafür schöne Bilder vom Familienleben der Greifvögel ins Internet stellen. Bisher scheitert der Plan noch an einem ernsthaften Sponsor und am technischen Betrieb der Anlage.
Photograph: Mathias Zielbauer