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OWV-Vogelwarte übernehmen Waldvogelmonitoring vom Staatsforst

Autor: Johann Müller
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Forstbetriebsleiter Reinhard Lenz vom Forstamt Schnaittenbach und OWV-Vogelwart Bernd Bauer vereinbarten kürzlich am Holzhauerkreuz im Schlemmer Forst ein neues Projekt. Eingefädelt wurde es mit dem örtlichen Forstamtmann Erwin Fischer. Mit dabei auch Vereinsvorstand Hans Bock.

129 schon länger benutzte Nistkästen aus dem Staatsforst wurden dabei vom OWV übernommen. Vierzehn nagelneue Baue brachte Lenz noch als Startgeschenk mit. Bisher betreute der Waldverein bereits 452 eigene Kästen und 110 mit „BB“ (= Bernd Bauer) markierte Brutstellen. Damit ist der rührige Marktrat unangefochten Kohlbergs größter Hausbesitzer. Bei gesamt 705 Nisthilfen werden die Vogelwarte nun im Rahmen des Waldvogel-Monitorings über Jahre hinweg die kontinuierliche Bestandserhebung und Nistkastenpflege sowie die Populationsentwicklung dokumentieren. Dabei sollen die künstlichen Bruthilfen nicht „tröpfchenweise“ an Bäume gehängt werden, sondern gruppenweise verdichtet, also in ganzen „Piepmatz-Siedlungen“. Dass neugierige Spaziergänger in die Baue reinschauen ist für Betriebsleiter Lenz „zwar störend, aber die lassen das bald, wenn sie mal etliche Flöhe mit nach Hause bringen.“

Dieses Monitoring soll langfristig Rückschlüsse auf das Gesamtsystem Wald sowie sonstige Umwelteinflüsse ermöglichen. Dazu Lenz: „Die Waldbewirtschaftung hat eine 250jährige Tradition. Wir bilden uns aber nicht ein, dass wir ausgelernt hätten. Neue Erkenntnisse für die Waldbehandlung sind jeden Tag möglich“. Deshalb wünscht sich der verantwortliche Forstfachmann auch die enge Zusammenarbeit mit Organisationen wie OWV, LBV und anderen Naturschutzverbänden. Kohlberg könnte dabei Pilotfunktion für weitere OWV-Ortsvereine bekommen. Nistkästen in Staatsforsten wurden in den 60er und 70er Jahren aus der Not heraus aufgehängt, da es alle paar Jahre zu einer Massenvermehrung von Baumschädlingen (Nonnen und Eulenraupen) kam. Etwa 25 Prozent der damals angebrachten Nistkästen hängen noch. Sie wurden vom Staatsforstpersonal jedoch nicht mehr betreut und verkommen langsam. Dafür werden seit Jahren vermehrt abgestorbene Bäume als natürliche Futter- und Nistmöglichkeiten den gefiederten Waldbewohnern überlassen. So kommt es, wie Forstamtmann Fischer vom Kohlberger Revier erzählt, dass jetzt auch mehr Spechte im Wald hämmern. „Um eine alte Trommelkiefer in der Schlemm streiten sich oft drei und mehr Spechte, wer zuerst hacken darf“.

Er sieht dieses Waldvogelmonitoring als einen Mosaikstein unter vielen, „unspektakulär aber wichtig“. Sein Credo lautet: „Wir brauchen, nicht nur was den Klimawandel betrifft, einen Mischbestand, damit der Wald eine Zukunft hat. Also weg von den Monokulturen.“ Dabei können auch sogenannte „Katastrophen“ wie Wirbelstürme mithelfen erläutert Lenz. Sie verändern die Forststruktur hin zu Mischwald mit Lichtinseln. Überhaupt: „Die Natur kennt den Begriff Katastrophe nicht. Für sie ist so etwas ein weiterer Schritt in eine bestimmte Richtung“. Für Bernd Bauer ist dagegen wichtig, dass der Heimatverein mit dieser Aufgabe für die Waldvögel seinen Beitrag an der Natur leistet. Für den großen Arbeitsumfang suchen die Vogelwarte dringend engagierte Mitstreiter. Auch die Jugendwarte der OWVs könnten hier aktiv werden. Ebenso sei die Zusammenarbeit mit Schulklassen wertvoll und selbst andere Vereine könnten für ein begrenztes Gebiet Vogelpatenschaften übernehmen. Dabei ist er selbst Vorbild: „Naturschutz ist für mich kein Tagesgeschäft sondern eine Lebensaufgabe. Ich werde das machen, solange mir es möglich ist“.


Gruppenbild
Im Lageplan wurden von Bernd Bauer bereits alle Standorte exakt eingezeichnet. Von links: Bauer, Forstbetriebsleiter Reinhard Lenz vom zuständigen Forstamt Schnaittenbach, OWV-Vorsitzender Hans Bock und Forstamtmann Erwin Fischer vom Forstrevier Kohlberg.


Gruppenbild vor Nistkasten
Vierzehn neue Nistkästen, nicht nur „für Meise und Co“ wurden vom Staatsforst als Starthilfe gesponsert. Von links: OWV-Zweigvereinsvorsitzender Hans Bock, Forstbetriebsleiter Reinhard Lenz vom zuständigen Forstamt Schnaittenbach Forstamtmann Erwin Fischer vom Forstrevier Kohlberg und OWV-Vogelwart Marktrat Bernd Bauer.

Photograph: Johann Müller