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Den Leuten geht es ums Geld, den Vögeln um die Mäuse

90 Teilnehmer bei Greifvogel-Info. Uhu „Alfred“ Falke „Zwackerl“ der Star bei Kindern

Autor: Johann Müller
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„Eigentlich sollte die Nützlichkeit von mäusejagenden Vögeln den Landwirten bekannt sein“ erklärte Karl Büchl, der Leiter der LBV-Vogelschutzwarte Regenstauf zu Beginn seines Referates. Dass dem doch nicht ganz so ist, zeigte die teils lebhafte Diskussion mit einigen Geflügelhaltern. Jedoch haben die Ausführungen Büchls im Laufe des Abends „auch bei Kritikern und Gegnern von Greifvögeln Denkansätze ausgelöst“, so Adolf Küblböck von der LBV-Gruppe Weiherhammer. Er hatte die Infoveranstaltung zusammen mit Vogelwart Mathias Zielbauer vom örtlichen OWV organisiert und freute sich über regen Besuch. Rund 90 Zuhörer, darunter eine Gruppe aus Weiden sowie Besucher bis hinunter nach Schwandorf und ein halbes Dutzend Kinder hörten zu. Auch LBV-Kreisvorsitzenden Ulrich Keltsch und Andreas Schlagenhaufer als „Kohlberger Pfarrer mit Falken im Turmstübchen“ interessierte das Thema.

Dieser war aber nicht gemeint, als Büchl sagte: „Ich habe schon Fransen im Maul, solange habe ich mit Kirchenleuten geredet, dass die die Türme für Falken wieder zugänglich machen“. Seit gut zwei Jahren gibt es das Turmfalkenprojekt in Kohlberg. Bereits im ersten Jahr wurden fünf, im vorigen Sommer vier Junge aufgezogen. Kurz vor Weihnachten verschwanden die Alttiere, sind aber seit einigen Tagen wieder am Turm. OWV-Vorsitzender Hans Bock vom Thannhof hat sie in der Zwischenzeit bei sich gesehen, zum „Urlaub auf dem Bauernhof“, wie ein Zuhörer einwarf.

Büchl, der auch eine Falknerausbildung durchlaufen hat, erzählte packend von seinen Erlebnissen in der LBV-Vogelschutzwarte. „Das ist das Krankenhaus der Oberpfalz für Vögel“. 70 bis 80 verletzte Tiere werden pro Jahr aus dem Regierungsbezirk sowie Nieder- und Oberbayern gebracht. 67 Prozent davon nach der Behandlung wieder ausgewildert. „Wir würden nie einen Vogel in die Freiheit entlassen, der draußen bald sterben würde“ erklärt er. Ein Steinadler aus dem Allgäu ist derzeit das größte Tier in der Station.

„Wir brauchen die Greifvögel in der Natur wie gesundes Wasser“ führt er zu deren Nützlichkeit aus. „Aber dadurch, dass wir heute eine Wurstgesellschaft sind, ist uns das alles wurst“. Es sei eine Katastrophe, was Mäuse auf Feldern und Wiesen anrichten. „Jede Maus schädigt die Land- und Forstwirtschaft pro Jahr um zwei Euro“. Sie sind bereits sechs Wochen nach ihrer Geburt geschlechtsreif, die Population explodiert geradezu, wenn natürliche Feinde fehlen. „Wenn ich Landwirt wäre, würde ich auf allen Feldern und Wiesen Pfosten aufstellen, damit die Greifvögel als Ansitzjäger für mich die Arbeit machen“ erklärt der Experte. Dagegen sei es im Agrarbereich immer noch üblich, kostenintensiv mit Giften das Problem anzugehen. Ergebnis: mit Rückständen belastete Lebensmittel und indirekt dadurch die Zunahme von Allergien und anderen Krankheiten. Dies auch durch Substanzen, die bei uns längst verboten sind, in der dritten Welt aber noch verwendet werden und über Nahrungsmittel und Gebrauchsgüter hier wieder ankommen.

Sieht man im Winter manchmal bis zu dreißig oder mehr Bussarde auf einer Wiese, dann heißt das nur, dass es da „fette Beute“ zu grabschen gibt. „Die hocken sich dann gar nicht mehr auf die Pfosten, wenn sie nur hinzulangen brauchen“, lacht Büchl. Mäusebussarde brauchen pro Jahr 2000 Mäuse zum Überleben. Vier bis fünfhundert Hektar Jagdgebiet sind dazu erforderlich. Werden von den Weibchen im Frühjahr viele trächtige Mäuse verspeist, dann brüten sie mehr Jungtiere aus. Das Nahrungsangebot regelt so den Nachwuchs der Jäger.

Bussarde jagen keine Hühner, sondern die Rothabichte, welche ihnen ähnlich sehen. „Der kreist aber nicht, den sieht man kaum fliegen. Und wenn er extremen Hunger hat, dann rupft er die Beute gar nicht erst, sondern hackt zu, egal was er gerade in den Fang kriegt“, erzählt Büchl. Dass sich der Raubvogel damit nicht gerade Freunde macht, ist klar. „Von vierzig Junghühnern hat mir das Viech innerhalb weniger Wochen vierundzwanzig Stück geholt“, klagte ein verärgerter Geflügelhalter. Auch ein Landwirt konnte sich vor etlichen Jahren nur noch schwarz ärgern, weil ihm nach seiner Meinung niemand half. „Landwirte können dafür Entschädigung beantragen, private Geflügelhalter leider nicht“, informerte der Vogelfachmann. „Und wegen ein oder zwei vom Habicht geschlagenen Hühnern wird sicher keine Abschussgenehmigung erteilt“. Aber auch dann sei der Erfolg oft fraglich, da nach dem Tod des Vogels das Revier nun verwaist ist und schnell von Strichvögeln ohne eigenes Revier umkämpft wird. Statt einem würden dann mehrere Greifvögel dort jagen. „Wenn es irgendwo Probleme gibt, dann ist immer der Mensch mit daran schuld“ so Büchl. Auch ginge es den Vögeln nur um die Mäuse, den Leuten aber ums Geld. „Wenn eine Taube in den Zug hineinfliegt, dann akzeptiert man den Ausfall. Schlägt sie ein Falke, dann kriegt der Züchter vor Wut fast einen Herzinfarkt“.

Nicht nur den anwesenden Kindern boten Büchl und seine Begleiterin zum Veranstaltungsende noch zwei besondere Schmankerln. Den Uhu „Alfred“ die größte bei uns heimische Nachtjäger-Art und das Turmfalkenweibchen „Zwackerl“. Dieses durften mehrere Kinder während der Erklärungen des Fachmannes sogar auf dem Arm halten. „Aber bitte nicht streicheln, denn die zwickt. Deswegen heißt sie Zwackerl“ wurden sie gewarnt. Für den 17. und 18 Juli lud Büchl die Anwesenden zu einer Busfahrt mit Adlerbeobachtung nach Hindelang ein. Für einen Adlertag in der Vogelstation Regenstauf und die hier geplante Eulenwanderung werden die Termine noch bekanntgegeben.


Karl Büchl, der Leiter der LBV-Greifvogelstation Regenstauf mit Uhu
Karl Büchl, der Leiter der LBV-Greifvogelstation Regenstauf mit Uhu „Alfred“. Er kann seinen Kopf um 260 Grad drehen, seine gefiederten Ohren empfangen selbst kleinste Geräusche perfekt.


Das Turmfalkenweibchen einmal auf dem Arm halten
Ein ganz besonderes Erlebnis: das Turmfalkenweibchen „Zwackerl“ einmal auf dem Arm zu halten. Bei dem Vortrag über die Greifvögel war es möglich.

Photograph: Johann Müller